Wohnmobil-Abenteuer im Irak: Highlights und praktische Tipps!
Mit dem Wohnmobil durch den Irak
Tipps und Wissenswertes für die Reise mit dem eigenen Fahrzeug durch den Irak
Wer mit dem Wohnmobil oder im Camper durch den Irak reist, betritt geschichtsträchtigen Boden. Der Irak blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück und ist bekannt für seine reiche Kultur. Die Region zwischen den Flüssen Tigris und Euphrat, historisch bekannt als Mesopotamien, wird oft als Wiege der Zivilisation bezeichnet.
So wurde hier laut Bibel Abraham geboren und Jona vom Wal verschlungen.
Zwischen Euphrat und Tigris soll in biblischer Vorzeit das Paradies gelegen haben, in dem einst Adam und Eva lebten. Bis Gott sie aus dem Garten Eden vertrieb, weil sie von der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten. Noch heute findet man an den Ufern des Flusses üppige Oasen, doch die Lebensbedingungen der heutigen Bewohner sind nicht immer paradiesisch1.
„Man kann doch nicht durch den Irak reisen, da ist doch Krieg, oder?“
So mancher, der von unserem Vorhaben erfuhr, auf dem Rückweg von der arabischen Halbinsel den Irak zu durchqueren, reagierte mit Unverständnis und Besorgnis. „Man kann doch nicht durch den Irak fahren, da ist doch Krieg, oder?“, war dann eine häufige Reaktion.
Wir wollen hier aufzeigen, wie es uns trotz einiger Schwierigkeiten gelungen ist und worauf man achten muss, wenn man mit dem Wohnmobil durch den Irak reist. Wer die Mühen auf sich nimmt, wird belohnt mit der größten Gastfreundschaft, die man sich vorstellen kann, unglaublichen Erinnerungen und der Erkenntnis, dass kaum etwas so wertvoll ist, wie in Frieden aufwachsen und leben zu dürfen!
Sicherheitslage
Auch wenn der Krieg und der Kampf gegen den IS offziziell vorüber ist, gibt es Sicherheitsbedenken, die Reisen in das Land gefährlich machen können. Das Auswärtige Amt warnt daher vor Reisen in den Irak1.
Es gibt jedoch einige Orte im Irak, die für Touristen sicherer sind als andere. Die Region Kurdistan-Irak im Norden ist relativ sicher und hat eine reiche Kultur und Geschichte zu bieten und ist von der Reisewarnung ausgenommen. Diese Region ist sehr empfehlenswert, wenn man bereits in der Osttürkei ist.
Die Region Anbar östlich von Jordanien und südlich von Syrien schien 2023 die unsicherste zu sein. Ein Transit war dort meist nur mit Militäreskorte möglich. Mehr dazu im Abschnitt Einreise.
Das heißt aber nicht, dass an jeder Ecke Gefahren lauern, man sollte sich nur einfach immer aktuell informieren und am besten mit anderen Reisenden und Einheimischen vernetzen und in Kontakt bleiben. Denn die Sicherheitslage vor Ort kann sich schnell ändern.
Checkpoints
Im ganzen Land, insbesondere im Zentralirak, gibt es gefühlt alle 20 km Checkpoints mit angeschlossenem Militärstützpunkt, an denen Fahrzeuge stichprobenartig kontrolliert werden. Wir als offensichtliche Ausländer und Reisende wurden immer kontrolliert. Dann hieß es nicht nur die Papiere aus dem Fenster halten, sondern aussteigen und ins Büro des zuständigen Offiziers gehen. Die Leute waren immer freundlich, aber manchmal war es mehr wie ein Verhör und sie wollten genau wissen, woher wir kommen und wohin wir als nächstes gehen. Pässe, Papiere und das Fahrzeug wurden kontrolliert. Im Durchschnitt standen wir so lange an den Checkpoints, wie wir gefahren sind. So kommt man nur langsam voran. Die Sicherheitskräfte wollen dafür sorgen, dass den Ausländern nichts passiert und geben die Informationen in ihren internen Whatsapp-Gruppen weiter. Ob das zu mehr Sicherheit führt, weiß ich nicht.
Eine Schwierigekeit für uns war das Thema Stellplatzsuche. Dazu mehr weiter unter.
Visa und Einreise
Für das gesamte irakische Staatsgebiet, also auch für die Region Kurdistan-Irak, besteht für deutsche Staatsangehörige Visumpflicht. Wer mit dem Wohnmobil durch den Irak reisen möchte, sollte sich vorher genau über die Einreisebestimmungen und Visabestimmungen informieren.
Neben dem irakischen Dinar wird als zweite Währung der US-Dollar akzeptiert. Achtet darauf, dass ihr schon vor der Grenze genügend Geld in Dollar gewechselt habt. Damit können alle Formalitäten an der Grenze bezahlt werden.
Da sich vor allem die Formalitäten und Abläufe an den Grenzen schnell ändern können, empfehle ich die App iOverlander, in der alle Grenzübergänge markiert und mit aktuellen Berichten kommentiert sind.
Formalitäten Fahrzeug
Für die Einfuhr des Fahrzeugs ist ein Carnet de Passage erforderlich. Wenn man einen guten Fixer hat, kommt man mit etwas Zeit evtl. auch ohne CDP durch. Außderdem werden 100$ sogenannte Road Tax fällig. Befördert man z.B. noch ein Mottorrad mit sich werden häufig nochmal 100$ verlangt.
Nach einer Fahrzeugversicherung hat niemand gefragt, wir hatten die Jahn+Partner Versicherung, die aber auch den Irak abdeckt. Bei anderen Reisenden musste eine Versicherung abgeschlossen werden für ca. 30$/Woche. Außerdem waren natürlich gültige Reisepässe bzw. Kinderreisepässe erforderlich.
Visum Region Kurdistan Irak / Einreise aus der Türkei
Wer von der Türkei in den Nordirak/ Kurdistan-Irak einreist muss folgendes beachten: Das Visum für die Region Kurdistan-Irak / Nordirak berechtigt nicht zur Weiterreise in den Zentralirak! Das ist sehr wichtig, wenn man den gesamen Irak bereisen möchte. Ich kenne Reisende, die vergeblich versucht haben, in Kurdistan-Irak ein Visum für den Zentralirak zu bekommen.
Update 22.01.24: Stand Januar 2024 ist es nur möglich das Visum für den Zentralirak on Arrival zu erhalten. Entweder über den Flughafen Bagdad oder auf dem Landweg über die Grenzen von Iran, Kuwait oder Jordanien.
Mir sind nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen es deutschen oder österreichischen Staatsbürgern gelungen ist, ein Visum im Voraus über Botschaften außerhalb des Irak zu beantragen. Wenn Ihr andere Erfahrungen gemacht habt, schickt mir einen Kommentar!
Vorgehensweise zur Durchquerung Irak von Nord (aus der Türkei) nach Süden
Da das Visum, das man im Nordirak bekommt, im Zentralirak nicht anerkannt wird, kann man also nicht einfach von der Türkei kommend in den Süden, z.B. nach Kuwait fahren. Die einzige Möglichkeit, die ich kenne und die mehrfach funktioniert hat, ist, das Fahrzeug in Erbil abzustellen, nach Bagdad zu fliegen und dort am Flughafen das Visum on arrival für den Zentralirak zu bekommen. Dann fliegt man wieder nach Erbil oder nimmt ein Taxi, um mit dem Fahrzeug weiterzufahren.
Allerdings ohne Garantie: Man bekommt bei der Einreise in den Nordirak/Kurdistan einen Stempel in den Pass, dass man mit Fahrzeug eingereist ist und das kann dazu führen, dass einem am Flughafen in Erbil die Ausreise ohne Fahrzeug verweigert wird. Am besten schon bei der Einreise in den Nord/Irak erwähnen, dass man in den Zentralirak weiterreisen möchte und darum bitten, das Fahrzeug nicht einzutragen.
Visum Region Zentralirak
Für einen Aufenthalt von bis zu 60 Tagen im Irak kann ein Visum bei der Einreise (On-Arrival) beantragt werden, die Kosten betragen ca. 75$ pro Person (auch für Kinder).
Einreise / Ausreise Türkei
Wie bereits erwähnt, kann man über den Grenzübergang Ibrahim Khalil über die Türkei nach Kurdistan Irak einreisen. Eine Weiterreise in den Zentralirak ist jedoch schwierig bis unmöglich.
Die Ausreise in die Türkei war der schlimmste Grenzübertritt der ganzen Reise. Ähnlich erging es anderen Reisenden Monate später. Man muss eine selbstgefertigte Liste mit sich führen, auf der die Namen der Insassen, die Passnummern, die Geburtstage und ob man etwas zu verzollen hat, vermerkt sind. Die Ausreise auf irakischer Seite dauerte zwar, war aber nach 2 Stunden erledigt. Danach standen wir 6 Stunden auf einer Grenzbrücke im Niemandsland, weil die türkischen Beamten immer nur wenige Fahrzeuge durchließen. Erst in der Dämmerung konnten wir einreisen, als auf der Brücke schon Lagerfeuer angezündet wurden und eine surreale bedrohliche Atmosphäre entstand. Es sind sehr viele Schmuggler dort, die auch bei uns versucht haben, Zigaretten und bei anderen Kokain am Wohnmobil zu verstecken.
Also Aufpassen!
Einreise aus Jordanien
Ursprünglich wollten wir von Jordanien in den Irak einreisen. Wir haben uns aber dagegen entschieden, weil die Grenze sehr zeitaufwendig ist, vor allem aber, weil man meistens eine Eskorte zugeteilt bekommt, die einen bis kurz vor Bagdad begleitet. Entweder fährt dann ein schwer bewaffneter Soldat mit einem im Auto oder ein Militärgeländewagen vor einem, die dann an den Checkpoints getauscht werden. Diese Fahrt dauert dann viele Stunden, ist überhaupt nicht kalkulierbar und war daher für uns als Familie unvorstellbar.
Einreise aus dem Iran
Der Grenzübertritt hier ist wie alle irakischen Grenzen zeitraubend und unübersichtlich. Mit mindestens 5 Stunden dauer muss gerechnet werden.
Einreise aus Kuwait
Wir haben uns für diesen Grenzübertritt entschieden. Er gab uns auch die Möglichkeit, Kuwait kennenzulernen, was sich auf jeden Fall gelohnt hat. Für die Ausreise aus Kuwait in den Irak verlangen die Grenzbeamten auf kuwaitischer Seite ein sogenanntes Green Permit. Eine offizielle Bescheinigung, dass man berechtigt ist, ein irakisches Visum zu erhalten. Dieses Permit haben wir in einem Büro am Flughafen von Kuwait City bekommen. Das war recht unkompliziert, kostenlos und hat ca. 30 Minuten gedauert. Die genaue Position entnehmt ihr iOverlander.
Auf kuwaitischer Seite muss bei der Ausreise oft noch eine Gebühr von 2KD bezahlt werden. Außerdem sollte man wie immer darauf achten, dass das Carnet de Passage richtig abgestempelt ist.
Auf der irakischen Seite war der Grenzübertritt sehr unübersichtlich, unzählige Container, in die man sich die Stempel holen musste, ich hatte irgendwann einen Fixer an meiner Seite, der half alles abzuwickeln, er verlangte am Ende 5 US $. Auch der freundliche Grenzbeamte Hosam hilft einem und scheint sehr ehrlich zu sein. wie gesagt 100$ Road Fee, 75$ Visa p.P. und ein paar extra Kosten werden fällig. Nach ca. 4 Stunden sind wir im Irak. Am Ende hat man einen ganzen Stapel Papiere mit vielen Stempeln in der Hand. Diese Papiere sind sehr wichtig und man muss sie an jedem Checkpoint vorzeigen, wo auch drauf steht, wo man wieder ausreisen möchte. Die Papiere werden dann bei der Ausreise wieder vorgelegt.
Praxistipps für die Reise im Wohnmobil und Camper
Stellplätze und Übernachtungsmöglichkeiten
Normalerweise stehen wir überall frei, aber im Irak war das aus verschiedenen Gründen schwierig. Zum einen fanden wir an den touristisch interessanten Orten ohne 4×4 kaum uneinsehbare und ruhige Plätze, zum anderen wäre es für die Sicherheitskräfte nicht sofort ersichtlich, was man dort macht. Denn Reisende mit Wohnmobilen sind noch selten. Am wohlsten und sichersten fühlten wir uns auf bewachten Parkplätzen oder im Hof von Familien, mit denen wir in Kontakt kamen und die uns einen Platz anboten.
Einige Reisende berichten auch von Übernachtungen an Checkpoints. Diese haben aber oft eher den Charakter einer schmutzigen Raststätte und ich hatte den Eindruck, dass die Sicherheitskräfte nicht auch noch auf die übernachtenden Touristen aufpassen wollten, was verständlich ist.
Auch hier lohnt es sich, die App iOverlander zu nutzen, wo einige Übernachtungsmöglichkeiten aufgelistet sind. Man sollte auch immer die neuesten Bewertungen lesen, wie die aktuelle Situation vor Ort ist. Außerdem haben wir uns über soziale Netzwerke mit anderen Reisenden, die vor kurzem im Irak waren, vernetzt und nach aktuellen Erfahrungen und Tipps gefragt.
Wasser
Die Wasserversorgung bzw. die Wasserqualität ist natürlich so eine Sache. Aber mit Filter ging es. Wir konnten bei unserer Gastfamilie Saad auftanken. Lest hier mehr dazu wie wir zuverlässig unser Wasser aufbereiten und filtern.
Kraftstoffversorgung
Diesel war zumindest im Frühjahr 2023 im Zentralirak absolute Mangelware. An den Tankstellen bildeten sich endlose Schlangen wartender Lastwagen. Unter der Hand gelang es mir, 25 Liter Diesel zu ergattern. Mit meinen zwei zusätzlichen Kanistern* kamen wir so bis in den Nordirak. In Kurdistan war das Tanken überhaupt kein Problem. Man muss nur darauf achten, dass man vor der Einreise genügend Diesel an Bord hat. Benzin schien kein Problem zu sein.
Schlechte Dieselqualität – Probleme für moderne Motoren
Mit unserem alten Dieselmotor hatten wir auf unserer Reise keine Probleme mit der Dieselqualität. Trotzdem hatte ich immer wieder dieses Reinigungsadditiv zugegeben.* Wer mit einem Euro 6 Dieselmotor im Fahrzeug reist, sollte sich aber über die schlechte Dieselqualität mit hohem Schwefelgehalt Gedanken machen. Dies gilt nicht nur für den Irak, sondern auch für den Iran und Jordanien. Aber es ist machbar. Ich kenne einige Reisende, die diese Länder trotzdem durchquert haben. In einem Fall musste allerdings in Jordanien der Tank leer gepumpt werden. AdBlue sollte immer in Reserve mitgeführt und unterwegs bei jeder Gelegenheit nachgefüllt werden. Gegen den hohen Schwefelgehalt kann man nichts machen. Man kann aber bei jeder Tankfüllung Super Diesel Additiv zugegeben.* und immer wieder die oben beschriebene Reinigung durchführen. Bei Problemen im Ansaugbereich durch Verschmutzung des AGR-Ventils kann ein Ansaugsystemreiniger.* verwendet werden.
Für solche Langstreckenfahrten lassen manche auch ihr Fahrzeug umprogrammieren, so dass ein AdBlue mehr verwendet wird, den DPF Rußpartikelfilter ausbauen usw. Das ist sicher besser für den Motor, aber nicht legal. Das muss jeder selbst entscheiden.
Fazit: Eine Fernreise mit einem Euro 6 Fahrzeug in Länder mit schlechter Dieselqualität ist möglich, aber es sollten vorher Maßnahmen ergriffen werden.
Mobiles Internet im Irak
Eine SIM Karte konnte ich noch innerhalb der Grenzeanlage schnell und unbürokratisch kaufen. Für Schlappe 15$ erhielt ich 40GB Datenvolumen. Der LTE Empfang war überall überraschend gut.
Einkaufen
Am besten deckt man sich schon vor der Einreise mit dem Nötigsten ein, im Zentralirak gibt es auch kleinere Läden, aber ein großes Sortiment darf man nicht erwarten. Obst und Gemüse war an Straßenständen erhältlich. In Kurdistan Irak gibt es sogar einen Carrefour.
Essen
Das Essen empfanden wir als ganz anders und viel abwechslungsreicher als noch in Saudi-Arabien und Oman. Es ist eher eine Mischung aus türkischer und levantinischer Küche. Wir fanden es sehr lecker.
Straßen und Navigation
Wir waren ja schon einiges gewohnt, was die Straßen angeht, aber im Irak waren die Nebenstraßen teilweise wirklich eine Katastrophe. Das ist aber auch nicht verwunderlich, wenn man den Krieg bedenkt. Man sieht aber auch einige Baustellen, wo immer mehr Straßen repariert werden. Der Highway 1 von Süden nach Norden war aber einigermaßen in Ordnung. Wenn man davon abweicht, um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, muss man mit einer wesentlich längeren Fahrzeit rechnen, als das Navi anzeigt, nicht zuletzt wegen der Checkpoints.
Hier viele Tipps in meinem Artikel über Offroad Ausrüstung
Navigation ist auch so ein Thema, ich war überrascht, als Google Maps nicht funktionierte. Das ist wohl von den USA im Irak blockiert, zumindest die Live-Navigation. Also habe ich die App Maps Me benutzt, das hat auch gut funktioniert. Am besten die App und Offline-Karten vorher herunterladen.
Geld
Wie bereits erwähnt, ist das wichtigste Zahlungsmittel der irakische Dinar, aber auch der US-Dollar wird überall akzeptiert. US Dollar werden auch überall gerne gewechselt.
Verständigung
Die Iraker sind Fremden gegenüber sehr offen und freundlich. Wir mussten nie lange um Hilfe bitten. Englisch sprechen allerdings die wenigsten, auch hier hilft eine Translator App. Wir haben aber auch Iraker kennengelernt, die im Ausland leben oder im Asyl waren und daher gutes Englisch oder sogar Deutsch sprechen, dann kann man auch tiefer gehende Gespräche führen.
Ein paar Worte auf Arabisch öffnen schnell die Herzen
Hallo – marḥaba
Friede sei mit dir – as-salamu alaykum
Antwort:
Auch mit dir sei Friede – waalaykum as-salam
Tschüss – maʿa s-salamah
Ja – naʿam
Nein – lā
Danke – šukran
Touristische Highlights und Sightseeing im Irak
Da wir den Irak von Süden nach Norden durchquert haben, beschreibe ich die irakischen Sehenswürdigkeiten in dieser Reiserichtung. Diese Aufzählung ist nur ein Auszug, es gibt noch viel mehr kulturhistorische Sehenswürdigkeiten im Irak.
Marschland (al-Ahwar) im Südirak
Das Marschland im Südirak ist ein riesiges Feuchtgebiet und ein einzigartiges Ökosystem. Es erstreckt sich über eine Fläche von rund 20.000 Quadratkilometern und beherbergt zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Auch unter dem Namen al-Ahwar“ bekannt und wurde das Marschland 2016 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.
Leider ist es durch zunehmende Trockenheit infolge des Klimawandels vom Verschwinden bedroht, zudem stellen ungeklärte Abwässer ein großes Problem dar.
Als erste Station nach dem Grenzübertritt wählten wir das Chabaish Märtyrer Denkmal. Das 2008 errichtete Denkmal erinnert an die vielen getöteten Marschland-Araber, die unter Saddam Hussein ums Leben kamen. Es liegt mitten im Marschland und die netten Sicherheitsleute lassen einen ohne Probleme auf dem bewachten Parkplatz übernachten. Am Abend kam Achmed vorbei und sagte, er sei der örtliche Tourismusmanager, was immer das heißen mag. Er bot uns an, für den nächsten Tag eine Bootstour zu organisieren. Wir lehnten ab, da wir von den ganzen Eindrücken und dem Tag noch zu überwältigt waren, außerdem war unser Plan schnell nach Baylon zu kommen. Im Nachhinein hätten wir die Tour auf jeden Fall machen sollen, die Berichte der anderen Reisenden waren durchweg positiv.
Ur
Ur ist eine der ältesten sumerischen Stadtgründungen und ein altes Zentrum in Mesopotamien (Zweistromland, im heutigen Irak). Die Anfänge der Stadt reichen bis etwa 4000 v. Chr. zurück, sie war ein Zentrum der frühen Hochkultur der Sumerer im heutigen Südirak. Das bedeutendste Relikt ist die so genannte Zikkurat. Eine Zikkurat ist ein Stufentempel in Mesopotamien. Die Zikkurat von Ur war ein Stufentempel, der dem Mondgott Nanna geweiht war. Diese war Teil eines Tempelkomplexes, zu dem noch weitere Gebäude gehörten. Die Ruinenstätte liegt 150 Kilometer westlich von Basra im Irak und heißt Tell Mukajir.
Nadschaf
Najaf liegt südlich von Bagdad und hat 900.583 Einwohner. Sie zählt zu den sieben heiligen Städten des schiitischen Islam.
Die Imam-Ali-Moschee ist eine Moschee in der Stadt Nadschaf im Irak. Sie ist nach dem arabischen Kalifen ʿAlī ibn Abī Tālib benannt, der 661 ermordet und dort begraben wurde, dem Schwiegersohn und Cousin des Propheten Mohammed und ist eines der wichtigsten Heiligtümer der Schiiten.
Der Wadi al-Salam, was übersetzt Tal des Friedens heißt, ist ein Friedhof in der Stadt Nadschaf . Er ist der größte Friedhof der Welt und hat eine Fläche von 1.485 Hektar. Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie viele Gräber es auf dem Friedhof Wadi al-Salam gibt. Man geht von mehreren Millionen Gräbern aus. Durch die Nähe zum Imam Ali Schrein ist er für Schiiten so bedeutend.
Babylon
Der Besuch der antiken Ruinen von Baylon und dem angrenzenden ehemaligen Palast Saddam Husseins war für mich ein absolutes muss und auch empfehlenswert.
Babylon war eine der bedeutendsten Städte des Altertums und eine der ersten von Menschen erbauten Städte. Die im 18. Jahrhundert v. Chr. gebaute Stadt war ein wichtiges Handelszentrum und ein Zentrum der Wissenschaft und Kultur. Sie war auch für ihre hängenden Gärten bekannt, die als eines der sieben Weltwunder der Antike gelten. Der Turmbau zu Babel war ein berühmtes Bauwerk in Babylon und wurde im Alten Testament erwähnt.
Der Turmbau zu Babel ist der Versuch der Menschen, einen Turm zu bauen, der bis in den Himmel reicht. Gott bestraft die Menschen für ihre Überheblichkeit und Verwirrung, indem er ihre Sprache verwirrt und sie unfähig macht, miteinander zu kommunizieren. Der Turmbau zu Babel ist ein Symbol für die menschliche Überheblichkeit und die Unmöglichkeit, Gott zu erreichen.
Das heutige Ishtar Tor ist nur eine Nachbildung, im hinteren Teil der Anlage wird aber aktuell das echte wieder freigelegt
Der ehemalige Palast von Saddam Hussein
Wir lieben Lost Places, und dieser ist schon etwas Besonderes.
1986 ließ Saddam Hussein das kleine Dorf Qawarish sprengen und neben der zerstörten Stadt Babylon einen künstlichen Hügel aufschütten. Auf dem Hügel errichtete er einen Palast, von dem aus er den von ihm befohlenen Wiederaufbau Babylons überwachen konnte. Er sah sich als moderne Reinkarnation des babylonischen Königs Nebukadnezar. Nach seinem Sturz wurde der Palast von den US-Streitkräften genutzt und verfällt seit deren Abzug. Am Wochenende picknicken die Iraker im angrenzenden Park, genießen die Aussicht vom Palast und machen Selfies von sich im Palast des ehemaligen Diktators.
Saddam muss unzählige Paläste gehabt haben und man sagt, dass diese immer für ihn bereit standen, auch wenn er nur spontan und unangemeldet für eine Nacht vorbeikam.
Weitere touristische Ziele
Aufgrund der Zeit und weil wir mir den kleinen Kindern die langen Fahrten gescheut hatten konntne wir nur einen kleinen Bruchteil entdecken. Weitere Highlights wären noch:
- Baghdad
- Sammara
- Festung von Al-Ukhaidir
- Natur im Nordirak
- Erbil
Fazit:
Die Reise in den Irak haben wir in keiner Weise bereut. Wir wünschen den Menschen, dass sich die Situation weiter verbessert und hoffentlich eine Zeit des Friedens anbricht. Man sollte sich nur vor der Einreise umfassend und aktuell informieren und immer auf sein Bauchgefühl hören.