Von der Collage auf die Straße – Über Spontanität und Improvisationstalent

Von der Collage auf die Straße – Über Spontanität und Improvisationstalent

Karin und Jérôme : Von der Collage auf die Straße

Über Spontanität und Improvisationstalent

Am liebsten sind Karin, Jérôme und ihr Sohn Janosch mit ihrem Oldtimer-Camper VW LT-31 «Sven Hedin» unterwegs. Sie kommen aus der Schweiz und reisen open end. Wir hatten das Glück, die drei im Baltikum persönlich kennen zu lernen und eine tolle Zeit mit ihnen zu verbringen. Daraus ist eine wunderbare Freundschaft mit drei lebensfrohen Menschen entstanden, die uns mit ihrer positiven Art in ihren Bann gezogen haben. Wir freuen uns sehr, sie bei Vanegades dabei zu haben.

Die drei mit ihrem Camper einem VW LT-31 «Sven Hedin»

Seid ihr dauerhaft unterwegs?

Jérôme: Ja, wir haben keine Wohnung mehr, daher sind wir dauerhaft unterwegs. Im Winter sind wir jeweils für zwei bis drei Monate fest an einem Ort. Aber im Sommer sind wir mit unserem Camper auf Achse.

Seit wann seid Ihr unterwegs?

Karin: Seit Juli 2022

Wie lange war eure längste Reise am Stück?

Karin: Unsere längste Zeit am Stück war letzten Sommer von Mai bis September, das waren fünfeinhalb Monate, die wir im Baltikum und in Skandinavien verbracht haben.

Wie lange wollt ihr noch unterwegs sein?

“Es muss einfach für uns drei passen”

Karin: Am liebsten noch sehr lange.

Jérôme: Ein Ende ist nicht geplant. Mindestens dieses Jahr, also 2024, wollen wir noch unterwegs sein. Und wenn unser Sohn Janosch nächstes Jahr auch noch will, dann werden wir voraussichtlich auch da noch dem Nomadentun fröhnen. Es muss einfach für uns drei passen.

Karin und Jérôme genießen die gemeinsame Zeit mit ihrem Sohn Janosch

Wie seid ihr zum Reisen gekommen und warum reist ihr?

Karin: Ich war krank und hatte Zeit um eine Collage zu machen. Ich mag solche kreativen Arbeiten. Ich habe Bilder aus Zeitschriften ausgeschnitten und ein großes Bild gestaltet. Am Ende war in der Mitte der Umriss eines Wohnmobils zu sehen. So hatte ich das nicht geplant. Ich bin damit zu Jérôme gegangen und habe gesagt, schau mal, wir werden verreisen.

“Am Ende war in der Mitte der Umriss eines Wohnmobils”

Jérôme: Ich hatte mich damals gerade selbstständig gemacht, da kam Reisen für mich nicht in Frage. Aber die Idee vom Unterwegssein schlummerte in mir weiter und so habe ich nach zwei Monaten zu Karin gesagt: „Lass uns loslassen und losziehen.“

Karin: Ich habe mich riesig gefreut, aber wir hatten nur noch zwei Monate Zeit, um unsere große Wohnung zu räumen und zu putzen, einen Camper zu organisieren, alles für diese Reise vorzubereiten und vieles mehr. Ich wusste nicht, wie wir das schaffen sollten, doch es hat alles gut geklappt.

„Lass uns loslassen und losziehen.“

Wie hat euer Sohn Janosch darauf reagiert?

Jérôme: Er ging damals in den Kindergarten und fand die Idee, eine Reise zu machen, toll. Er ist ein großer Autofan und freute sich auf die Straßen und darauf, dass wir ein neues Fahrzeug kaufen wollten.

Was habt ihr mit eurem ganzen Hausstand gemacht?

Karin: Wir haben das meiste eingelagert in einem Kellerraum. Mittlerweile wären es eigentlich nur zwei Kisten mit Dingen, die uns wirklich wichtig sind. Alles andere könnte weg.

Aber ihr seid ja nicht nur mit dem Camper unterwegs, ihr macht ja auch Housesitting oder?

Jérôme: Unser Reisemobil ist nicht besonders Wintertauglich. Deshalb suchen wir uns für den Winter jeweils eine fixe Bleibe.

Karin: Wir sind im Winter gerne in der Schweiz.  Dort leben meine drei erwachsenen Töchter, mit denen wir dann Zeit verbringen können. Letzten Herbst 2023 haben wir uns zusätzlich einen Volvo XC90 gekauft, damit wir im November und Dezember das Winterwunderland von Norwegen bereisen konnten.

Winterwunderland in Norwegen

Wie finanzierst ihr eure Reise, arbeitet ihr von unterwegs aus?

Karin: Ich betreibe die Website frechundfroh.ch mit einen Reiseblog. Hier verkaufe ich aktuell handgestrickte, norwegische Wollpullover. Zudem baue ich gerade mein eigenes Coachingunternehmen auf.

Jérôme: Ich arbeite auch unterwegs weiterhin als selbständiger Webentwickler in meinen Geschäft schwarzpunkt.ch. Meine Kunden sind mir treu geblieben, auch wenn ich nicht mehr vor Ort bin. Als digitaler Nomade setze ich mich mit meinem Laptop auf den Beifahrersitz, oder an einen Picknick-Tisch, arbeite offline oder verbinde mich mit dem Internet mittels mobilem Router.

“Als digitaler Nomade setze ich mich mit meinem Laptop auf den Beifahrersitz”

Karin: Jérôme nutzt oft die Zeit zum Arbeiten während ich am Steuer sitze und Janosch Autos bewundert, die uns entgegenkommen.

Jérôme: Genau, so kann ich die Fahrzeit gut nutzen, um den Diesel, den wir verfahren, gleich wieder zu verdienen.

Jérôme in seinem Büro auf dem Beifahrersitz. Könnte es einen schöneren Arbeitsplatz geben?

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Ist es nicht auch manchmal schwierig sich auf ständig neue Plätze einzulassen, den Internetempfang sicherzustellen usw.?

Jérôme: Es geht, es wird immer einfacher je länger wir unterwegs sind. Es dauert immer ein bisschen, bis man sich eingerichtet hat, doch dafür hat man die schönsten Arbeitsplätze. Mal sitze ich irgendwo in Schweden in einem Fichtenwald, dann wieder am Meer mit einer besonders tollen Aussicht. Das ist schöner als jeder Schreibtisch zu Hause.

“Das ist schöner als jeder Schreibtisch zu Hause.”

Wie managet ihr das Familienleben von unterwegs, trefft ihr euch regelmäßig mit anderen Familien und wie ist es mit der Schule?

Jérôme: Wir reisen sehr spontan und haben keine konkrete Planung, was wir sehen wollen oder wohin wir genau fahren. Das gibt uns eine gewisse Freiheit, von Tag zu Tag zu entscheiden und auf die Befindlichkeiten aller Rücksicht zu nehmen. Die Begegnungen mit anderen Kindern sind meistens spontan, wenn wir auf einen Campingplatz gehen oder zufällig andere Familien treffen.

Karin: Wir würden auch länger an einem Ort bleiben, wenn Janosch sagt, hier gefällt es mir.

Jérôme: Schulisch sind wir Freilerner, wir haben keinen festen Lehrplan. Janosch ist acht Jahre alt und wäre theoretisch in der 2. Klasse. Wir haben Lernmaterial dabei. Wenn Janosch lernen will, kann er Mathe machen oder schreiben, er findet es auch spannend, Englisch oder Schwedisch zu lernen, dafür haben wir auch Lernhefte. Was wir nicht machen ist zu sagen, eine Stunde am Tag machst du Mathe oder liest du, das haben wir noch nie gemacht. Es geht darum, was ihn interessiert. Janosch lernt eigentlich alles über seine Leidenschaft für Autos. Über die Zahlen und Buchstaben auf den Nummernschildern und über die Automarken hat er lesen und schreiben gelernt. Inzwischen liest er selbst Bücher. Er ist da hineingewachsen, ohne dass wir ihm Lernmaterial aufgedrängt haben. Die kindliche Neugier treibt ihn zum Lernen.

Camper Sven vor atemberaubender Landschaft

Welche Länder habt ihr bereits bereist?

Jérôme: Deutschland, Polen, Tschechien, Litauen, Lettland Estland, Finnland Norwegen, Schweden, Dänemark, Frankreich, Schweiz, Belgien, Niederlande, Luxemburg und Italien.

Wo möchtet Ihr unbedingt noch hinreisen?

Karin: Wieder nach Skandinavien und ins Baltikum. Die Weite von Schweden und Norwegen sind einfach wunderbar und das Baltikum hat etwas Magisches.

Jérôme: Ich würde auch gerne nach Sardinien und an die norwegische Atlantikküste fahren. Die großen Fjorde in Südnorwegen faszinieren mich sehr.

Was war euer schönstes Erlebnis unterwegs?

Jérôme: Eine Hundeschlittenfahrt in Schweden.

Karin: Bei mir war es nach der Schlittenfahrt das Kuscheln mit den Hunden, das war so schön.

Wo hat es euch am besten gefallen und warum?

Karin: Saaremaa, die estnische Insel, hat mir am besten gefallen, weil das Klima durch die Ostsee sehr mild ist, vieles wächst. Überall hat es Gärten und Kunsthandwerk.

Jérôme: Bornholm, die dänische Insel hat mir sehr gut gefallen und auch die Wildnis in Norwegen, das norwegische Inland.

Habt ihr es schon mal bereut aufgebrochen zu sein?

Jérôme: Nein, nicht eine Sekunde. Vor der Reise dachten wir, es wäre schwer zu gehen, aber eigentlich ist es viel schwerer zurückzukommen.

“Vor der Reise dachten wir, es wäre schwer zu gehen, aber eigentlich ist es viel schwerer zurückzukommen.”

Karin: Ja, der Gedanke, dauerhaft irgendwo zu leben, ist im Moment noch nicht möglich.

Jérôme: Wenn man zu zweit ist, ist die Entscheidung weiterzureisen einfach. Aber wenn man Kinder hat, deren Bedürfnisse sich immer wieder ändern, muss man auch öfter überprüfen, ob der Lebensstil, den man führt, noch für alle passt.

Was war euer schlimmstes Erlebnis auf Reise und habt ihr ans Aufgeben gedacht?

Karin: Es gibt immer Höhen und Tiefen. Ansonsten fällt mir nur diese eine Mückennacht in Finnland ein, die wirklich anstrengend war. Das war das erste Mal, dass wir in Skandinavien richtig Stress mit Mücken hatten. Der Camper war gefühlt voller Mücken und wir haben kein Auge zugetan.

Jérôme: Eine nervenaufreibende Sache war, als wir die Fähre von Schweden nach Deutschland gebucht hatten und in kurzer Zeit 500 Kilometer fahren mussten. Als dann noch der Motor überhizte, war das schon etwas abenteuerlich mit dem alten VW-Bus. Doch wir haben es in letzter Sekunde ans Pier geschafft und mit einem „You know, yo’re late!“ wurden wir auf die Fähre gewunken…

Könnt ihr euch vorstellen irgendwo dauerhaft sesshaft zu werden?

Karin: Ja im Baltikum, da würde ich sofort Land kaufen, die Vegetation ist einfach noch intakt, die Kultur ist großartig und die Ostsee nah.

Jérôme: Ich kann mir Norwegen und das Baltikum vorstellen. Wobei ich mich in Norwegen noch freier fühle als zum Beispiel in Lettland.

Welcher Gegenstand darf auf eurer Reise auf keinen Fall fehlen?

Karin: Meine Wollmütze

Jérôme: Meine Backup-Festplatte trage ich meistens mit mir. Würde mal der Computer abhanden kommen, könnte ich damit meinen Arbeitsplatz innerhalb einiger Stunden wieder herstellen. Das ist sozusagen die Lebensversicherung für’s Geschäft.

Aber eigentlich habe ich viel lieber die Axt in der Hand als die Festplatte in der Tasche. Also Axt und Schnitzmesser. Und vielleicht noch die Angelrute. Damit ist das Freiheitsgefühlt perfekt!

Ein Stück Land im Baltikum oder in Norwegen, das wäre schon etwas.

Welchen Tipp oder Ratschlag habt ihr für unsere Leser?

Jérôme: Wenn ihr euch überlegt, welches Fahrzeug ihr kaufen wollt, dann nehmt doch ein altes, das ist viel gemütlicher als die klassische neue Weißware, vor allem mit Familie. Wenn das Fahrzeug gemütlich ist, hält man es auch mit Kindern an Regentagen im Wohnmobil aus.

Karin: Dann ist man zwar langsamer unterwegs, aber man bekommt mehr von dem mit, was draußen passiert. Das Wichtigste ist, eine Entscheidung zu treffen. Dann kommt alles, wie es kommen muss. Aber man muss eine Entscheidung treffen!

 

Danke euch zwei für das nette Interview!

Besucht das Instagram Profil der zwei unter @frechundfroh und deren Website: frechundfroh.ch

Jetzt bist du gefragt

Hat dir das Inetrview gefallen? Du kennst jemand der unbedingt auch in die Rubrik Vanegade gehört oder bist selbst ein Van-Ranegade? Schreibt uns doch gerne einen Kommentar!

Vanegade – Über abenteuerlustige Eltern und Reisekinder

Du möchtest noch mehr über unsere Reise erfahren? Du hast Lust auf weitere Geschichten von unterwegs? Dann schau doch in unser Buch!

Tommy und Luisa: Vom Großstadtdschungel ins Vanlife-Paradies

Tommy und Luisa: Vom Großstadtdschungel ins Vanlife-Paradies

Tommy und Luisa: Vom Großstadtdschungel ins Vanlife-Paradies

Neuanfang als Digitale Nomaden im selbst ausgebauten Campervan

Wir lernten Tommy und Luisa auf der Campingmesse CMT in Stuttgart kennen, wo sie auch einen Vortrag hielten. Die beiden lebenslustigen Vanlifer haben sich für ein Leben voller Flexibilität und Abenteuer entschieden. Mit ihrem selbst ausgebauten Van reisen sie autark durch Europa.

Tommy und Luisa

Stellt euch doch mal vor wer ihr seid und was ihr macht.

Wir sind Tommy und Luisa. Im Herbst 2021 haben wir unser Leben in Berlin hinter uns gelassen. Bye-bye Altbauwohnung, Hello Fulltime-Vanlife! Seitdem reisen wir mit unserem zweiten, selbst ausgebauten Campervan als digitale Nomaden. Wir gehören zur Gruppe der „Slow Traveler“, weil wir die Orte, die uns gefallen, intensiv erkunden und genießen.

Ihr wohnt seit 2021 im Van, wie ist es dazu gekommen?

Ich war früher 6 Jahre lang Flugbegleiterin auf der Langstrecke. Irgendwann habe ich mich dann aber wieder nach etwas Bodenständigem gesehnt und bin zurück in einen Bürojob gegangen. Tommy war als Projektleiter für Großveranstaltungen ebenfalls weltweit unterwegs.

“Keine leichte Entscheidung, schließlich mussten wir beide bei Null anfangen.”

Durch die Pandemie gab es kaum noch Veranstaltungen, und da er in der Probezeit war, verlor er seinen Job. Uns fehlten unsere Reisen, die zuvor ein großer Bestandteil unserer Berufe waren. Zudem war ich (Luisa) auch mit meinem Bürojob unzufrieden. Der fertig ausgebaute erste Van stand schon bereit, und nach vielen Gesprächen beschlossen wir, Tommys Arbeitslosigkeit als Chance zu nutzen und unser Leben komplett umzukrempeln. Mit Anfang/Mitte 30 war das keine leichte Entscheidung. Schließlich mussten wir beide bei Null anfangen.

Was ist das Beste an eurem Leben im Van?

Wir schätzen es sehr, dass wir als Paar so viel Zeit zusammen verbringen dürfen und all die tollen Erlebnisse teilen zu können. Dazu noch die Flexibilität. Wir können jeden Tag neu entscheiden. Zugegeben, manchmal ist es auch eine Herausforderung: Sollen wir bleiben oder weiterfahren? Wohin? Welcher Stellplatz? …

Außerdem mögen wir es sehr, dass wir durch das Vanlife viel mehr draußen sind und wunderschöne Orte sehen. Das macht uns aktiver.

Beim Ausbau legten die beiden Wert auf viel Wohnlichkeit

Ihr habt euren Van ja selber ausgebaut und sogar schon einen Preis dafür erhalten. Erzählt doch mal. Was ist besonders, auf was habt ihr Wert gelegt?

Beim Ausbau war uns wichtig, alles möglichst praktisch zu gestalten, dabei aber auch wohnlich und gemütlich zu bleiben. Wir wollten zudem möglichst autark sein. Andere Leute bewundern vor allem unser gemütliches Design und die technischen Details, wie die elektronische Schubladenverriegelung, bei der alle Schubladen mit einem Knopfdruck verschlossen werden, oder unsere Warmluft-Standheizung, die wir so verbaut haben, dass sie gleichzeitig eine Fußbodenheizung ist. Dadurch und durch unseren innenliegenden Abwassertank sind wir für alle Jahreszeiten gewappnet und können alle Länder zu allen Jahreszeiten bereisen.

Ein weiteres kleines eher ungewöhnliches Detail, ist unsere Hängelampe aus Glas- die natürlich während der Fahrt gesichert ist.

Welche Länder habt ihr bereits bereist?

Wir reisen gerne langsam und tauchen intensiv in die Orte ein. Deshalb haben wir noch nicht so viele Länder bereist. Bisher waren wir in Schweden, Norwegen, Spanien, Marokko und auf den Kanarischen Inseln (Lanzarote, Teneriffa, Fuerteventura und Gran Canaria).

365 Tage im Jahr unterwegs - auch der Winter hat seine schöne Seiten

Für ihren Ausbau gewannen die zwei den Van Builder Award 2023

Wo hat es euch am besten gefallen und warum?

Wir schwanken zwischen den Kanaren und Norwegen. Das Klima auf den Kanaren ist perfekt. Außerdem mögen wir die Landschaften und die Vielseitigkeit total. Man hat dort süße Orte, tolle Strände und wunderschöne Berge. Die wechselnde Vegetation gefällt uns sehr.

“Wir schwanken zwischen den Kanaren und Norwegen”

In Norwegen ist die Landschaft einfach wunderschön! Wir waren im Herbst/Winter dort und haben auch Schnee erlebt. Dann wird Norwegen zum glitzernden Winterwonderland. Außerdem sieht man dort im Winter natürlich die atemberaubenden Polarlichter.

Was sind eure zukünftigen Reisepläne?

Immer wenn wir etwas planen, kommen Dinge dazwischen. Jetzt gerade wurden unsere Pläne auch wieder durcheinandergebracht. Deshalb haben wir einige Ideen, wie z.B. Italien oder Norwegen. Über Weihnachten möchten wir wahrscheinlich 6 Wochen eine Fernreise mit dem Flugzeug machen.

Für die zwei könnte es keinen schöneren Ausblick aus dem Schlafzimmer geben

Tommy und Luisa am Nordkap

Wie wählt ihr eure Reiseziele aus und was beeinflusst eure Entscheidungen am meisten?

Da wir 365 Tage im Jahr reisen, treffen wir auf viele andere Reisende. Wir lassen uns von den Gesprächen inspirieren oder durch Instagram. Da wir dort selber sehr aktiv sind, bekommen wir dort täglich neue Inspiration und Eindrücke zu verschiedenen Zielen.

Was war euer schönstes Erlebnis unterwegs?

Oft sind es die Begegnungen mit Menschen. Wenn man unverhofft tolle und entspannte Abende zusammen verbringt. Wenn man die meiste Zeit zu zweit, als Paar unterwegs ist, freut man sich immer, über andere Vanlifer.

Polarlichter in Norwegen, ein Gänsehautmoment

Davon abgesehen waren es aber ganz klar, Polarlichter in Norwegen. An einem Abend waren sie unglaublich intensiv. Sie haben so gestrahlt und getanzt, dass wir total geflashed waren und Tränen in den Augen hatten. Dazu waren wir noch ganz allein an einem wirklich tollen Spot. Bucketlist-Moment.

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Was war euer schlimmstes Erlebnis auf Reisen?

Das war in Norwegen. Wir wechselten spät abends noch einmal den Platz, weil es so windig war, dass wir nachts nicht hätten schlafen können. Wir mussten einen kleinen Berg hochfahren. Plötzlich lag Eis auf der Straße. Tommy sagte zu mir: „Ich glaub wir kommen hier nicht hoch!“. In dem Moment ging auch schon nichts mehr. Wir standen diagonal auf der Straße. Hinter uns der Abhang. Zum Glück war nichts los auf der Straße! Wir stiegen aus und fielen fast hin, weil es so glatt war. Wir nahmen die Schneeschnocken (Schneeketten-Alternative) und versuchten sie auf den Vorderreifen zu befestigen.

“Ein Adrenalinkick auf den wir gern verzichtet hätten.”

Es war so windig, dass der Van sogar ein paar Zentimeter nach hinten in Richtung Abhang rutschte. Es war wirklich nur ein Mini-Stück, aber ich habe unser Zuhause schon den Abhang runter rutschen sehen. Wir schafften es, die Socken aufzuziehen und rückwärts in einen Feldweg zu fahren der zum Glück weniger Meter hinter uns war. Wir drehten um, krochen mit 3kmh den Berg runter und haben die Situation letztendlich unbeschadet überstanden. Ein Adrenalinkick auf den wir gern verzichtet hätten.

Welche Herausforderungen habt ihr beim Reisen als Paar gemeistert?

Natürlich ist es immer eine Herausforderung jeden Tag 24/7 zusammen zu sein. Das ist also eine tägliche Herausforderung die wir meistern.
Außerdem haben wir es geschafft, ein eigenes gemeinsames Unternehmen zu gründen und uns damit das Reisen zu finanzieren. Das bringt wiederrum die Herausforderung mit sich, sich als Paar nicht zu verlieren und eine gesunde Mischung aus Arbeit, Freizeit und Reisen zu finden.

Welcher Gegenstand darf auf eurer Reise auf keinen Fall fehlen?

Schwierige Frage laughing Ich würde sagen die Kamera. Wir lieben es, die Momente einzufangen oder auch kreative Videos zu produzieren.

Was ist das Verrückteste, dass ihr dabei habt?

Da mussten wir erst unsere Freunde fragen, weil wir das selbst gar nicht mehr wahrnehmen. Ihre Antwort war: ein Fenstersauger! Natürlich nicht zum Fensterputzen, sondern um morgens das Kondenswasser innen an der Frontscheibe zu entfernen. Funktioniert super und unsere Freunde haben sich gleich auch einen gekauft.

Wer künftig auch Kondenswasser den Kampf ansagen möchte laughing:

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Wie finanziert ihr eure Reise?

Wir sind beide selbstständig und führen gemeinsam eine Medienagentur. Tommy erstellt Websites und Online-Shops, ich betreue Social-Media-Kanäle für andere Unternehmen und übernehme teilweise noch Kundenaufträge für vorbereitende Buchhaltung. Zudem produzieren wir nicht nur für uns, sondern auch für Unternehmen Content.

Welchen Tipp oder Ratschlag habt ihr für unsere Leser?

Oft hören wir von Rentnern, die wir auf Reisen kennenlernen: “Ihr macht es genau richtig! Wir wünschten, wir hätten es damals auch so gemacht.”

Junge Leute sagen oft: “Wir würden auch gerne, aber unsere Berufe lassen sich nicht digital ausüben.”

Unser Tipp: Wer den Traum vom Reisen hat und mehr Zeit dafür möchte als nur den Urlaub, sollte es wagen und sollte bereit sein, neue Wege einzuschlagen! Es gibt Möglichkeiten. Tommy (und teilweise auch ich) musste für unseren Traum noch einmal von vorne anfangen. Wenn man es wirklich möchte, gibt es Wege. Traut euch!

 

Danke euch zwei für das nette Interview!

Besucht das Instagram Profil der zwei unter @tomyundluisa und deren Website: tommyundluisa.de/

28 Monate Wohnmobilreise mit Kindern: unser Fazit

28 Monate Wohnmobilreise mit Kindern: unser Fazit

28 Monate Reisen mit Kindern im Wohnmobil: Unser Fazit

Fast zweieinhalb Jahre waren wir zu viert mit unserem Wohnmobil Wanda auf großer Tour durch Europa und auf der arabischen Halbinsel unterwegs. Eine lange Zeit, die unzählige Eindrücke und unvergessliche Erinnerungen in uns hinterlassen hat. Diese Zeit war sehr intensiv, wir erlebten viele spontane Situationen und oft täglich wechselnde Umgebungen. In diesem Artikel möchten wir dir von den Vorteilen, aber auch den Herausforderungen erzählen, die uns auf dieser Reise mit unseren Kindern begleitet haben.

Die Vorteile

Familienzusammenhalt stärken

Eine längere Reise mit Kindern (mit oder ohne Wohnmobil) bietet die einmalige Gelegenheit, als Familie viel Zeit miteinander zu verbringen. Die Entwicklung der Kinder hautnah mitzuerleben, ist ein großes Privileg. Beide Elternteile können sich intensiv um die Kinder kümmern, was die Bindung stärkt. Unsere Kinder sind durch diese Reise noch enger zusammengewachsen und es hat sich eine tiefe Geschwisterfreundschaft entwickelt Sie machten die Erfahrung, sich aufeinander verlassen zu können und im anderen einen echten Wegbegleiter zu haben.

Bildung unterwegs

Unterwegs gibt es viele Lernmöglichkeiten, die sich spontan durch Besuche oder Besichtigungen von z.B. Schlössern, Burgen, Museen oder historischen Stätten ergeben. Oft haben wir dann gemeinsam im Internet zu Themen, die die Kinder interessierten, recherchiert, Bücher gelesen oder Dokumentationen angeschaut. Da wir unterwegs viel Zeit hatten und nicht unter Zeitdruck standen, konnten sich die Kinder ausgiebig mit ihren Themen beschäftigen und mussten ihr Spiel nicht wegen Verpflichtungen unterbrechen.

Reisen bildet, wusste schon Goethe. Die vielfältigen Eindrücke und Erfahrungen, die man unterwegs sammelt, bieten eine breite Grundlage für Bildung. Ob die Entstehung einer Wüste, die Geschichte eines Schlosses oder die Geographie eines Landes – die Themen sind vielfältig und spannend. Die Kinder lernen spielerisch, in ihrem eigenen Tempo und mit allen Sinnen.

“Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.”
(Johann Wolfgang von Goethe)

Unsere Kinder waren zu Beginn und am Ende der Reise noch im Kindergartenalter, aber auch mit Schulkindern ist eine Reise möglich, wie die vielen Familien zeigen, die wir unterwegs getroffen haben. In vielen Ländern gibt es nur eine Bildungspflicht und keine Schulpflicht wie bei uns, die den Aufenthalt im Schulgebäude zwingend vorschreibt, was den Familien eine selbstbestimmte Form des Lernens ermöglicht. Die Familien setzen das Lernen unterschiedlich um, sei es durch klassisches Homeschooling, Unschooling oder Online-Schulen. Es gibt viele Möglichkeiten, Kindern Bildung außerhalb des klassischen Schulsystems zu vermitteln.

Vater und Kinder prüfen Wohnmobil

Während der Reise wurden die Kinder auch in alltägliche Aufgaben wie z.B. Wartungsarbeiten eingebunden.

Kulturelle Offenheit und Toleranz

Auf Reisen lernt man immer wieder neue Kulturen und Religionen kennen. Das hat uns allen geholfen, offener und aufgeschlossener gegenüber anderen Lebensweisen zu werden. Wir hatten die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen und dadurch auch unsere eigenen Vorurteile zu überdenken. Wir sind offener und interessierter geworden und können uns schneller auf neue Situationen einstellen. Diese Erfahrung ist vor allem für Kinder ein großer Mehrwert, der ihnen helfen kann, sich in einer sich ständig verändernden, globalisierten Welt besser zurechtzufinden. Wir haben viele nette und herzliche Menschen kennen gelernt und erfahren, dass Religion, Hautfarbe und Herkunft keine Rolle spielen.

„Offenheit ist ein Schlüssel, der viele Türen öffnen kann.“ (Ernst Ferstl)

Flexibilität und Spontaneität

Reisen mit den Kindern im Wohnmobil erfordert Flexibilität. Oft haben wir unsere Pläne geändert, um mehr Zeit mit anderen reisenden Familien zu verbringen. Durch diese Spontanität haben unsere Kinder viele neue Freunde gefunden. Aber auch wir Erwachsenen haben viele neue Kontakte geknüpft, aus denen sich zum Teil richtige Freundschaften entwickelt haben, mit denen wir immer noch regelmäßig in Kontakt stehen.

Manchmal zwangen uns schlechtes Wetter oder andere unvorhersehbare Ereignisse wie Unruhen, Kriege oder nicht erteilte Visa, unsere Route zu ändern. Wir mussten offen für Veränderungen sein und das Beste aus jeder Situation machen.

Ausländische Währung Devisen Türkische Lira

Wir verbrachten einen großen Teil der Reise, in muslimisch geprägten Ländern was uns Toleranz und Offenheit lehrte

Die Herausforderungen

Neben all den positiven Effekten, die die Reise für uns hatte, gab es natürlich auch Herausforderungen und Rückschläge, die wir meistern mussten und die uns oft genug an den Rand des Verzweifelns brachten.

Begrenzter Platz

Unser Wohnmobil, liebevoll Wanda genannt, bietet nur wenig Platz. Das war vor allem gegen Ende der Reise mit den größer gewordenen Kindern und einem Hund eine Herausforderung. Die einzige Chance, nicht im Chaos zu versinken, war, Ordnung zu halten. Jeder Gegenstand hatte seinen festen Platz und musste nach Gebrauch wieder dorthin zurückgestellt werden. Solange wir uns daran hielten, war alles in Ordnung, aber wenn der Schlendrian Einzug hielt, wusste keiner mehr, wo er suchen sollte und das Wohnmobil war innerhalb kürzester Zeit ein einziges Wirrwarr. Wir waren sehr minimalistisch unterwegs und hatten wirklich nur das Nötigste dabei, das war unser Glück, sonst hätten wir es nicht so lange in diesem Wohnmobil ausgehalten.

Ausländische Währung Devisen Türkische Lira

Auf 6 Quadratmetern Wohnfläche für 4 Personen muss Ordnung sein!

Regenwetter und beengte Verhältnisse

Regenwetter bedeutete, dass wir viel Zeit drinnen verbringen mussten. Um Langeweile und Lagerkoller zu vermeiden, haben wir uns viele verschiedene Aktivitäten ausgedacht. Basteln, Malen, Lesen und Spielen waren nur einige der Aktivitäten, die uns halfen, die Zeit produktiv zu nutzen und gleichzeitig Spaß zu haben. Während Fabian in der Fahrerkabine arbeitete, bastelten und malten die Kinder am Tisch und ich nähte in der Küche auf der zugeklappten Herd- und Spüleabdeckung. Die größte Herausforderung waren aber immer die Regentage. Wir versuchten auch an diesen Tagen wann immer es die Regenstärke oder die Temperaturen zuließen, mit der richtigen Kleidung nach draußen zu gehen. Diese Regenkleidung für die Kinder hat sich als sehr robust erwiesen*.  Kleine kompakte Gesellschaftsspiele *. dürfen da auch nicht fehlen.

    Unterwegs war immer Zeit für viel Kreativität - Wie hier beim Basteln eines Namensschildes

    Konflikte lösen

    Auf engem Raum kommt es schneller zu Konflikten. Anders als zu Hause kann man sich im Wohnmobil nicht aus dem Weg gehen. Konflikte müssen sofort geklärt werden, was oft bedeutet, dass wir Eltern als Moderatoren eingreifen mussten.

    Diese ständige Nähe erfordert ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit und Geduld. Wir haben gelernt, Probleme sofort anzusprechen und zu lösen, um ein harmonisches Miteinander zu gewährleisten. Unsere Kinder haben dabei auch gelernt, ihre Gefühle auszudrücken und mit Konflikten konstruktiv umzugehen.

      Irgendwo im Oman - Weglaufen ist nicht, Konflikte müssen schnell geklärt werden

      Krankheiten unterwegs

      Erkrankungen im Wohnmobil sind besonders schwierig. Der begrenzte Raum macht es schwer, sich zurückzuziehen und in Ruhe zu genesen. Ständiger Lärm und wenig Privatsphäre erschweren den Genesungsprozess.

      Wenn einer von uns krank war, war das eine besondere Herausforderung, weil es kaum Rückzugsmöglichkeiten gab. Das kranke Familienmitglied musste sich trotzdem irgendwie erholen, während der Alltag weiterging.

        Einkaufen in fremden Ländern

        Einkaufen in immer neuen Supermärkten und verschiedenen Sprachen ist eine echte Herausforderung. Oft mussten wir lange suchen und Übersetzungs-Apps nutzen, um die richtigen Produkte zu finden. Häufig gab es unsere gewohnten Produkte nicht und wir mussten improvisieren. Auch die Wasserversorgung stellte uns in jedem Land vor neue Herausforderungen.

        Exotisches Einkaufserlebnis, wie hier auf einem Basar im Oman

        Ein türkischer Feinkostladen in Mardin

        Arbeiten unterwegs – Internet und Arbeitsplätze

        Da Fabian unterwegs arbeitete, waren ein guter Internetempfang und geeignete Standorte wichtig. Wir mussten sicherstellen, dass wir immer an Orten mit gutem Internetempfang waren, damit Fabian seine Arbeit erledigen konnte. Das bedeutete auch, dass wir oft kreative Lösungen finden mussten, um sowohl den Anforderungen der Arbeit als auch den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Manchmal nutzten wir die Kinderbetreuung in großen (blauen) Möbelhäusern oder den kostenlosen Internetzugang in Restaurants für Online-Meetings.

        Kind schnitzt einen Bogen

        Bei der Wahl des Büros muss man flexibel sein - Wie hier in einem schwedischen Möbelhaus

        Rituale und Struktur

        Da eine gute Tagesstruktur den Alltag beim Reisen mit Kindern enorm erleichtern kann, haben wir versucht, feste Strukturen und Rituale, die sich zu Hause bewährt haben, auch unterwegs beizubehalten.

        “Das Wohnmobil war unser Zuhause auf Rädern”

        Ein Stück Heimat

        Das Wohnmobil war unser Zuhause auf Rädern. Für die Kinder war es ein sicherer und vertrauter Ort, der ihnen Geborgenheit gab. Rituale und eine klare Tagesstruktur halfen uns, den Alltag zu organisieren und den Kindern ein Gefühl von Normalität zu vermitteln, auch wenn wir ständig unterwegs waren. Wir versuchten, die Fahrzeiten kurz zu halten und möglichst zu Zeiten zu fahren, in denen die Kinder nicht den größten Bewegungsdrang hatten. Ebenso versuchten wir, eine gewisse Konstanz bei den Mahlzeiten und den Schlafenszeiten beizubehalten.

         

        Selbstbestimmter Alltag

        Die Möglichkeit, unseren Tagesablauf selbst zu bestimmen, war das größte Geschenk dieser Reise. Wir konnten uns nach unseren eigenen Bedürfnissen und denen der Kinder richten. Das gab uns die Freiheit, unsere Zeit optimal zu nutzen und aus jedem Tag das Beste zu machen. Wir hatten keine von außen vorgegebenen Termine zu erfüllen und mussten uns an keine Zeitvorgaben halten. Jeden Tag konnten wir von morgens bis abends genau das machen, worauf wir Lust hatten, und allein für diese Erfahrung hat sich die Reise für uns gelohnt.

        Auch Wäschewaschen per Hand gehört zum Reisealltag

        Spielzeug und Beschäftigung

        Das begrenzte Spielzeugangebot hat unsere Kinder auf der Reise zu mehr Kreativität und Phantasie angeregt. Sie haben gelernt, mit einfachen Mitteln zu spielen und neue Spielideen zu entwickeln. Das half ihnen, sich selbst zu beschäftigen und förderte gleichzeitig ihre Originalität. Ein gutes Schnitzmesser*  und schnittsichere Handschuhe* sind dabei unerlässlich. Andere Kinder waren immer eine willkommene Abwechslung, aber auch ohne andere Spielkameraden wurde es den beiden selten langweilig. Oft genug hatten sie Zeit, sich ohne Ablenkung und Unterbrechung von außen einfach in ihr Spiel zu vertiefen. Das ist in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, in der jede Minute verplant ist, ein echtes Privileg.

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        Zeit sich einfach mal im hier und jetzt zu verlieren

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        Fazit

        Unser Fazit nach fast zweieinhalb Jahren Weltreise mit dem Wohnmobil lautet: Wir würden es jederzeit wieder tun! Es gab viele anstrengende Tage und es gab immer wieder Situationen, in denen wir uns gefragt haben, warum wir das eigentlich machen, wenn z.B. gerade beim Duschen das Wasser ausging, wir Kaffee kochen wollten und kein Gas mehr hatten oder wir uns mal wieder festgefahren haben. Trotzdem überwiegen die vielen schönen Erlebnisse und positiven Erfahrungen. Trotz der Herausforderungen möchten wir diese Reise nicht missen und träumen bereits von der nächsten großen Reise!

        Unser Fazit: “Wir würden es jederzeit wieder tun!”

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        Vanegade – Über abenteuerlustige Eltern und Reisekinder

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        Lisa Caravanci – Nomadenleben statt Beamtentum – Frauen Power im Campervan

        Lisa Caravanci – Nomadenleben statt Beamtentum – Frauen Power im Campervan

        Lisa Caravanci – Nomadenleben statt Beamtentum

        Frauen Power im Campervan

        Lisa Rudolph, bekannt als Lisa Caravanci durch ihren Blog, ist 36 Jahre alt und von Beruf Lehrerin. Die bekennende Türkei-Liebhaberin lebt seit 2016 im Wohnmobil. Was zunächst als Flause zum Ausprobieren begann, gefiel der taffen Lisa so gut, dass sie ihr „Van – Life“ optimierte indem sie sich selbst einen Sprinter nach ihren Wünschen und Bedürfnissen ausbaute. Wie es ist, als Frau alleine unterwegs zu sein und wie sie sich in kniffligen Situationen zu helfen weiß, erfährst du im Interview.

        Lisa Caravanci mit ihrem Van "Gümüş"

        Hallo Lisa, bist du dauerhaft unterwegs?

        Kommt drauf an, was man unter unterwegs versteht. Von 2016 bis 2020 war ich mit meinem Wohnmobil in der Türkei . Im Mai 2020 habe ich mir meinen jetzigen Van gekauft, den ich selbst ausgebaut habe, seitdem lebe ich immer noch Vollzeit in meinem Wohnmobil, solange ich nicht daran weiterbaue. Momentan bin ich noch bis Ende April in Österreich, wo ich gerade „Urlaub gegen Hand“ mache.

        Seit wann bist du unterwegs?

        Im Jahr 2016 bin ich in mein erstes Wohnmobil eingezogen.

        Wie lange war deine längste Reise?

        Das war ein Jahr am Stück, als ich an der Deutschen Schule in Izmir, Türkei, unterrichtet habe. Ich hatte dort in Izmir einen festen Job, habe aber in meinem Wohnmobil gewohnt und bin an den Wochenenden immer damit herumgereist.

        Dabei hast du dann die Türkei kennen gelernt?

        Ja, es kommt immer darauf an, was man daraus macht. In der deutschen Schule ist man auch in einer Art Bubble unter lauter anderen Deutschen. Aber ich wollte einfach Kontakte zu den Einheimischen knüpfen.

        Danach bin ich immer mal wieder für drei Monate in die Türkei gefahren und habe vorher oder nachher noch Griechenland drangehängt. Aber meistens war meine Route immer Türkei – Deutschland.

        Warst du schon fertig mit dem Lehramtstudium, als du damals in Izmir gearbeitet hast?

        Ja genau, das war meine erste Stelle nach dem Studium und dem Referendariat. Ich habe nach dem Studium erst einmal eine Auszeit genommen und bin dann im zweiten Schulhalbjahr 2015/2016 an die Deutsche Schule Izmir gekommen. Geplant war nur ein halbes Jahr, aber es sind eineinhalb Jahre geworden, weil es mir in der Türkei so gut gefallen hat. Ich dachte, bevor ich in den Staatsdienst gehe, mache ich vorher noch so ein Auslandssemester. Zurück in Deutschland habe ich gemerkt, dass das Beamtentum auf Dauer nicht mein Ding ist, also nicht wegen des Staatsdienstes, sondern wegen des Schulsystems.

        Gab es dann überhaupt noch die Überlegung in Deutschland ins Schulsystem einzusteigen?

        Ich wollte schon, man macht ja nicht umsonst die fünf Jahre Studium und zwei Jahre Referendariat, also es war eigentlich schon der Plan, in den Schuldienst zu gehen. Ich habe es dann auch versucht und habe an einer Schule angefangen. Die Schule, an der ich war, hat es mir aber schon sehr leicht gemacht, wieder zu gehen. Ich habe einfach gemerkt, dass es für mich auf Dauer nicht gesund und gut ist, in diesem System zu arbeiten. Das Arbeitspensum ist enorm.

        Den Kindern geht es sicher nicht anders als dir?

        Ja, auf jeden Fall, die haben ein heftiges Arbeitspensum. Ich frage mich manchmal, was wir Erwachsenen machen würden, wenn wir nur sechs Wochen am Stück Schüler sein müssten, die Anforderungen sind wirklich heftig.

        Lisa Rudolph mit ihrem ersten Wohnmobil

        Lisa "Caravanci" in Izmir wo sie auch schon als Lehrerin arbeitete.

        Caravanci meets Vanegades auf dem Dachzelt Festival 2024

        Was unterrichtest du?

        Französisch und Erdkunde habe ich studiert. Französisch unterrichte ich jetzt online.

        Wie lange willst du noch unterwegs sein?

        Solange es mir gefällt. Wenn es mir nicht mehr gefällt, werde ich etwas ändern. Ich habe jetzt hier in Österreich, wo ich „Urlaub gegen Hand“ mache, zwei, drei Monate in der Hütte gewohnt. Das Zimmer hatte keine Stehhöhe, also bin ich froh, dass ich meinen Van mitgenommen habe und wieder darin wohnen kann. Ich fühle mich wohl im Wohnmobil und solange das so ist, werde ich auch darin wohnen bleiben.

        Ich fühle mich wohl im Wohnmobil und solange das so ist, werde ich auch darin wohnen bleiben.

         

        Wie bist du zum Reisen im Wohnmobil gekommen?

        Ich hatte keine Erfahrung mit Wohnmobilen. Während einer Prüfungsphase stieß ich im Internet auf einen Artikel über ein Paar, das in den USA in einem Wohnmobil lebte. Ich habe die Info „LEBEN im Wohnmobil“ gar nicht wahr genommen, aber irgendwie hat sich der Gedanke an ein Wohnmobil in meinem Kopf festgesetzt und ich wollte auch eins haben. Zuerst dachte ich, dass ich mich damit nur von der Prüfung ablenken wollte, aber der Gedanke an das Wohnmobil blieb. Ich wollte es ausprobieren, da die Teile zum Mieten aber schon so teuer sind, habe ich mir ein günstiges gekauft, mit dem Gedanken es wieder zu verkaufen, wenn es doch nichts für mich ist. Dann habe ich immer mehr Wohnmobilblogs gelesen und erfahren, dass es viele Leute gibt, die im Wohnmobil leben und arbeiten und nicht nur Urlaub damit machen. Das wollte ich ausprobieren und es hat mir gefallen.

        Mein erstes Wohnmobil war ein Alkoven, das zweite ein Kastenwagen von der Stange, ein Fiat Ducato und jetzt ist mein drittes Wohnmobil wieder ein Kastenwagen, ein Sprinter, den ich aber selbst ausgebaut habe.

        Mein drittes Wohnmobil wieder ein Kastenwagen, ein Sprinter, den ich aber selbst ausgebaut habe.

        Ihren jetzigen Van "Gümüş" baute Lisa Caravanci selbst aus

        Lisa nimmt jede Herausforderung an

        Was waren die Besonderheiten und Unterschiede an jedem einzelnen Fahrzeug?

        Beim Alkovenwohnmobil auf jeden Fall die Bodenfreiheit, die ich damals noch nicht zu schätzen wusste. Was ich daran hatte, stelle ich erst danach in meinem ersten Kastenwagen leidvoll fest. Das Wohnmobil hatte auch eine kleine Sitzgruppe, die man zum Bett umbauen konnte, mit drei großen Panoramafenstern ringsherum, das habe ich sehr geliebt.

        Der Kastenwagen war schmaler, damit bin ich überall hingekommen oder zumindest an andere Orte als mit dem Wohnmobil. Er war im Vergleich auch innen moderner.

        Mein jetziger Kastenwagen, der Sprinter, ist einfach mein Herzensprojekt, weil ich den selber ausgebaut habe. Da sind jetzt Sachen drin, die ich vorher nicht hatte, wie zum Beispiel einen Kühlschrank, der nur mit Strom funktioniert. Und so muss die Elektroinstallation dazu passen. Ich habe jetzt auch kein „Badezimmer“ mehr.

        Wie heißt dein Van?

        Gümüş, das heißt Silber auf Türkisch.

        Wie finanzierst du deine Reise und dein Leben von unterwegs?

        Ich arbeite mit meinem Laptop im Van und unterrichte Französisch online. Ich habe Nachhilfeschüler, aber auch Schüler, bei denen ich den ersten Unterricht gebe, zum Beispiel Kinder, die per Homeschooling unterrichtet werden. Manchmal unterrichte ich auch Erwachsene, aber hauptsächlich Kinder. Das ist meine Haupteinnahmequelle. Ein weiteres Standbein ist mein Buch „Türkei – Die Ägäische und Lykische Küste mit dem Wohnmobil entdecken“, ein Reiseführer für die Türkei, wodurch auch etwas Geld reinkommt. Im März 2021 ist es als E-Book erschienen und 2022 konnte ich die Printversion veröffentlichen. Im Jahr 2023 habe ich das Taschenbuch überarbeitet und aktualisiert.

        Ein weiteres Standbein ist mein Buch „Türkei – Die Ägäische und Lykische Küste mit dem Wohnmobil entdecken“, ein Reiseführer für die Türkei

        Hier gehts zu Lisas Türkei Reiseführer

        (2.Auflage) Türkei - Die Ägäische und Lykische Küste mit dem Wohnmobil entdecken: Anfahrt, Reiseziele, Stellplätze, Insidertipps aus erster Hand von Vollzeit-Vanliferin Lisa Rudolph
        • Das Rundum-Sorglos-Paket bereits ab der Reiseplanung
        • Die besten Stellplätze entlang der Ägäischen und Lykischen Küste
        • Reiseziele aus den Bereichen Kultur, Natur, Tierwelt, Entspannung, Abenteuer, landestypische Küche uvm.
        • Einfaches Navigieren dank der dazugehörigen Online-Karte mit allen Koordinaten aus dem Buch
        • Immer aktuell informiert dank Online-Updates

        Wie werden Schüler auf dich aufmerksam?

        Entweder über Mundpropaganda, über meine Homepage oder auch über Anzeigen.

        Welche Länder hast du bereits bereist?

        Frankreich, Österreich, Deutschland, Griechenland, Italien Schweiz, Türkei. Ich will immer schnell in die Türkei, weswegen ich den Transitländern auf dem direkten Landweg dorthin meist zu wenig Beachtung schenke. Einmal bin ich mit meinem Bruder die Mittelmeerroute in die Türkei gefahren über Kroatien, Bosnien Herzegowina, Montenegro, Albanien und Griechenland, was wunderschön ist und ich jedem, der etwas mehr Zeit mitbringt, nur empfehlen kann.

        Was fasziniert dich so sehr an der Türkei?

        Ich glaube, ich war in meinem früheren Leben eine Ayşe😉 Die Landschaft ist so schön und die Menschen sind so warmherzig und gastfreundlich. Was bei den Türken nicht passt, wird passend gemacht, das gefällt mir. Das Essen ist ein Traum und das Klima ist super. Ich habe dort auch Kitesurfen gelernt, was sich als meine absolute Leidenschaft entpuppt hat.  Das und dass ich dort meinen ersten Job hatte, sind auch Punkte, die das Land für mich besonders machen. Mittlerweile kenne ich auch einige Leute dort. Das ist auch ein Grund, warum es mich immer wieder dorthin zieht.

        Du sprichst mittlerweile ja auch ganz gut Türkisch, stimmt‘s?

        Ja, ich bin Sprachlehrerin und weiß einfach, dass es ein Türöffner ist, wenn man ein paar Worte in der Landessprache sagen kann, auch wenn es nur „Hallo“ ist. Für mich war es wichtig, dass ich mich ein bisschen unterhalten kann.

        Ein Herzensprojekt - Lisas eigener Wohnmobilreiseführer für die Türkei

        Mit Vorträgen wirbt Lisa für die Türkei als Wohnmobil-Reiseland

        Ausgebaut nach den eigenen Wünschen und Anforderungen - Foto von Helen Cainstal

        Wo möchtest du noch hinreisen? Welche Teile der Welt willst du noch sehen?

        Im Herbst 2025 möchte ich die arabische Halbinsel bereisen. Das ist mit einer Freundin geplant, die auch in einem Van lebt. Das heißt nicht, dass wir ständig zusammen fahren müssen, aber es ist schön, wenn man zum Beispiel die Grenzübergänge gemeinsam macht oder weiß, wenn man mal stecken bleibt, ist jemand in der Nähe, der einem helfen kann.

        Im Herbst 2025 möchte ich die arabische Halbinsel bereisen

        Wie wollt ihr auf die arabische Halbinsel kommen?

        Noch ist nichts geplant. Auf alle Fälle mit dem Wohnmobil. Normalerweise plane ich nicht soweit im Voraus, aber diese Gegend reizt mich sehr.

        Was war dein schönstes Erlebnis unterwegs?

        Wenn man an schönen Plätzen steht, die Tür aufmacht und zwei, drei Schritte später den Sand unter den Füßen spürt oder den Blick aufs Meer oder die Berge schweifen lässt, das sind für mich immer die schönsten Momente. Oder wenn man von Einheimischen zum Essen oder zum Lagerfeuer eingeladen wird. Es kommt auch vor, wenn ich denke „Es wäre schön, mal wieder interessante Leute kennenzulernen oder mit anderen am Lagerfeuer zu sitzen“, dann passiert es meist kurze Zeit später einfach so.

        Hast du es schon mal bereut, aufgebrochen zu sein?

        Nein, eigentlich nicht, ich freue mich immer, wenn ich losfahre. Einmal nach meiner Knieoperation habe ich sogar geweint, als ich in die Türkei gefahren bin, weil ich mich so gefreut habe, endlich wieder losfahren zu können.

        Wobei ich nach einer längeren Reiseabstinenz immer eine gewisse Zeit brauche, um mich wieder einzugewöhnen. Mir stellt sich dann immer die Frage: „Kann ich das Auto hier alleine stehen lassen?“. In Ländern, in denen ich noch nicht viel Kontakt zu Einheimischen hatte, dauert es immer ein paar Tage, bin ich mich sicher fühle.

        Was war dein schlimmstes Erlebnis auf Reise?

        Wenn etwas Dummes passiert, habe ich immer zwei Möglichkeiten: Mich darüber beschweren bzw. in Tränen ausbrechen oder Lösungsmöglichkeiten finden. Meistens entscheide ich mich für das Zweite. Einmal stand ich mit meinem Alkovenwohnmobil und meinem Bruder an der albanischen Grenze und habe beim Warten immer wieder den Motor ausgemacht. Als ich endlich an der Reihe war, sprang der Motor nicht mehr an und wir mussten das Wohnmobil am Grenzhäuschen vorbei schieben. Es waren sofort viele hilfsbereite Menschen zur Stelle. Irgendwann ist der alte Saugdiesel einfach wieder angesprungen.

        Ein anderes Mal wurde ich in der Türkei tatsächlich übers Ohr gehauen.

        Ein anderes Mal wurde ich in der Türkei tatsächlich übers Ohr gehauen. Das habe ich aber erst Jahre später erfahren. Da hat uns jemand angehalten und gesagt, wir hätten eine Panne. Der Mann hat wohl was auf den Reifen gemacht und meinte, man müsse das wechseln und hat großzügig seine Hilfe angeboten. Dieser Mann wollte dann auch noch ein bisschen Geld für seine Hilfe haben. Jahre später habe ich dann auf Facebook gesehen, dass das wohl eine bekannte Masche ist, um Leute abzuzocken. Aber es war nicht viel Geld und im Grunde kann ich darüber lachen. Wer Leute so raffiniert abzockt, ohne dass sie es direkt merken, hat sich das Geld auch irgendwie verdient. Und wenn mir auf 3000 Kilometern in die Türkei sonst nichts Schlimmes passiert, ist soetwas wirklich das kleinere Übel.

        Wer schon mal in der Türkei war, kennt die guten Märkte

        Das türkische Essen ist einfach lecker - Foto von Martin Glass

        Was ist an deiner Art zu Reisen anders oder besonders?

        Vielleicht, dass ich als Frau alleine unterwegs bin und gerne abseits der ausgetretenen Pfade. Ich schaue mir schon gerne touristische Highlights an, aber ich bin lieber in der Natur unterwegs. Städte besichtigen macht einfach mehr Spaß mit anderen zusammen, wenn man dann auch noch zusammen was essen gehen kann. Ich stehe auch fast immer frei.

        Kannst du dir dann technisch immer helfen, wenn ein Problem auftaucht?

        Für gewöhnlich frage ich immer zuerst meinen Bruder, der sich mit Autos sehr gut auskennt. Manchmal hilft er mir via Videotelefonie mit seinem Wissen und einer Ferndiagnose, aber wenn es etwas Größeres ist, muss mein Van auch mal in die Werkstatt.

        Dann bist du aber wahrscheinlich schon geschickter als die meisten Frauen, die mit Technik und Reparaturen rein gar nichts am Hut haben.

        Ja, vielleicht schon. Für mich ist es normal, Reifen selbst zu wechseln. Ich fand es als Jugendliche ganz seltsam, dass mein damaliger Freund das nicht selbst gemacht hat, verstehe es heute aber auch, wenn jemand keinen Platz für die Reifenlagerung hat und sich die Finger nicht schmutzig machen möchte. Ich helfe meinem Bruder auch oft z.B. beim Ölwechsel oder Tausch der Bremsen, bin aber auch froh, dass er überwiegend die schweren Aufgaben dabei übernimmt.

        Kannst du dir vorstellen, irgendwo wieder dauerhaft sesshaft zu werden?

        Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Vielleicht könnte ich irgendwo sesshaft werden und trotzdem im Van wohnen, aber das wäre mir auf Dauer wahrscheinlich auch zu langweilig.

        Welcher Gegenstand darf auf deiner Reise auf keinen Fall fehlen?

        Das ganze Wohnmobil darf nicht fehlen! Es fällt mir schwer, mich auf etwas Bestimmtes festzulegen, denn ich bin froh, immer meinen rollenden Koffer mit all meinen wichtigsten Habseligkeiten in Form des Wohnmobils dabei zu haben.

        Besonders wichtig sind mir aber meine ätherischen Öle, ohne die kann ich wirklich nicht mehr leben. Dazu gehört auch mein Diffuser, mit dem ich mir wahlweise den Wald, einen Sonnenuntergang oder andere Düfte, die mir gut tun, ins Wohnmobil holen kann.

        Welchen Tipp oder Ratschlag hast du für unsere Leser?

        Mach deine Reise nicht von anderen abhängig. Wenn du weg willst, dann geh, auch alleine. Du wirst auf jeden Fall Gleichgesinnte treffen und die Erfahrung machen, dass die Menschen überall hilfsbereit sind (ganz vielleicht sogar hilfsbereiter als man es von „Zuhause“ kennt 😉 ).

        Gibt es noch etwas, dass du uns mitteilen möchtest?

        Wenn man eine Idee hat, sollte man sie ausprobieren. Irgendwann ist das Leben vorbei und man bereut vielleicht, dass man die Idee nicht weiterverfolgt hat. Im Grunde habt ihr nichts zu verlieren und ihr könnt immer wieder zurück, in euer altes Leben, in eure alte Wohnung. Probiert aus, wozu ihr Lust habt. Es kostet Überwindung, so geht es mir auch oft genug, aber meistens wird man dafür belohnt, den Schritt ins Ungewisse gewagt zu haben.

        Meistens wird man dafür belohnt, den Schritt ins Ungewisse gewagt zu haben.

        Wenn ihr Lisa folgen möchtet findet ihr hier ihren ausführlichen Blog Caravanci  oder hier bei Instagram.

        Wenn ihr euch für die Türkei als Reiseland interessiert lest gerne auch unseren Artikel “Abenteuer Türkei: Mit dem Wohnmobil zu den besten Spots!”

         

         

         

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